Interreligiöse Feier zum Schulanfang
Interreligiöse Feier zum Schulanfang
Am Beginn des heurigen Schuljahres fand eine interreligiöse Feier im Festsaal des Hauses statt. Zu dieser Feier kamen Vetreter/innen der römisch-katholischen Kirche, der evangelischen Kirche, der koptisch-orthodoxen Kirche, der orthodoxen Kirche und auch der Imam der islamischen Religionsgemeinschaft kam.
Mit Liedern, Gebeten der verschiedenen Glaubensrichtungen und mit Worten aller Vertreter der Glaubensgemeinschaften wurde diese Feier zu einem besonders verbindenden Ereignis.
Den Religionslehrerinnen und allen Vertretern und Vertreterinnen der verschiedenen Glaubensgemeinschaften gebührt ein besonderer Dank!
Eine Geschichte berührte sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen besonders. Sie war auch das Motto der Feier:
Zuhause kann überall sein
Meine Tante nannte mich Wildfang. Dann kam der Krieg und meine Tante nannte mich nicht mehr Wildfang.
Um in Sicherheit zu sein, mussten wir fliehen. Wir kamen in dieses Land. Alles war fremd. Die Leute waren fremd. Das Essen war fremd. Die Tiere und Pflanzen waren fremd. Sogar der Wind fühlte sich fremd an.
Niemand sprach so wie ich. Ich fühlte mich allein. Es war als wäre ich nicht mehr ich.
Zu Hause kuschelte ich mich in eine Decke aus meinen eigenen Worten und Geräuschen. Ich nannte sie meine alte Decke. Meine alte Decke war warm. Sie war weich und deckte mich ganz zu. Ich fühlte mich sicher. Manchmal wollte ich gar nicht mehr hinausgehen, sondern einfach für immer unter meiner alten Decke bleiben.
Eines Tages lächelte mich im Park ein Mädchen an. Ich wollte zurücklächeln, aber cih traute mich nicht. Meine Tante und ich gingen einfach weiter. Als ich mich umsah, winkte das Mädchen.
Bei unserem nächsten Besuch im Park suchte ich nach dem Mädchen, doch es war nicht da.
Erst beim dritten Spaziergang sah ich es wieder. Es winkte und lächelte, und mir wurde ganz warm ums Herz. Das Mädchen kam zu uns her und sagte etwas. Seine Worte waren fremd.
Aber das Mädchen lächelte noch immer. Es nahm mich mit zur Schaukel. Ich setzte mich darauf und es schubste mich höher und höher. Ich wollte lachen. Ich wollte ihr sagen, wie glücklich ich war, weil wir jetzt Freunde waren.
Doch ich wusste nicht wie. Das machte mich traurig. Zu Hause versteckte ich mich unter meiner alten Decke. Ich fragte mich, ob ich wohl immer traurig sein würde. Ich fragte mich, ob ich mich irgendwann wieder wie ich selbst fühlen würde.
Beim nächsten Mal brachte mir das Mädchen ein paar Worte mit. Sie ließ sie mich ganz oft wiederholen.
Nun brachte mir das Mädchen jedes Mal neue Wörter mit, wenn wir uns trafen. Manche waren schwierig, manche waren einfach. Manchmal sprach ich sie komisch aus und wir mussten beide lachen.
Nachts wenn ich eingewickelt in meine alte Decke im Bett lag, flüsterte ich die neuen Wörter immer wieder vor mich hin. Schon bald klangen sie nicht mehr so kalt und hart. Sie hörten sich warm und weich an. Ich webte mir eine neue Decke.
Zuerst war meine Decke klein und dünn, aber ich fügte jeden Tag ein paar Wörter hinzu. Die Decke wuchs und wuchs.
Heute ist meine Decke genauso warm, weich und gemütlich wie meine alte. Und ich weiß, dass es ganz egal ist, welche Decke ich benütze, denn...
Ich bin immer ich!
Quelle: Irena Kobald & Freya Blackwood, "Zuhause kann überall sein"